Giersch: vom Unkraut zum Küchenstar

Giersch wächst in fast jedem Garten und die meisten Menschen halten ihn für ein nerviges Unkraut. Dabei hat dieses Wildkraut kulinarisch und im Hinblick auf seinen Nährstoffgehalt einiges zu bieten! Erfahre mehr über dieses unterschätzte Wildkraut und seine Verwendungsmöglichkeiten.

Botanik und Bestimmungsmerkmale

Gewöhnlicher Giersch, wissenschaftlich Aegopodium podagraria, ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Doldengewächse. Diese werden auch Doldenblütler oder Schirmblütler und wissenschaftlich Apiaceae genannt.

Andere volkstümliche Namen für den Giersch sind Geißfuß, Bodenholunder oder Erdholler. Woher diese Namen kommen, merkst du, wenn du dir anschaust, wie die Pflanze aussieht.

Bestimmungsmerkmale:

  • Dreimal dreizählige Blätter (ähnliche Form wie Holunderblätter, daher die Namen Erdholler oder Bodenholunder)
  • Einzelblätter spitz zulaufend mit gezahntem Rand
  • Die jungen Blätter sind saftig hellgrün, die älteren Blätter matt dunkelgrün
  • Dreieckiger Stängel
  • Unten ist der Stängel wie ein Ziegenhuf geformt, daher der Name Geißfuß
  • Von Mai bis August weiße Doldenblüten
Giersch ist lecker und gesund.
Giersch hat dreimal dreizählige Blätter und einen dreikantigen Stängel, der unten wie ein Ziegenhuf aussieht. Daher auch der Name Geißfuß.

Achtung Verwechslungsgefahr mit Giftpflanzen!

Bei Wildkräutern gilt immer: Bitte pflücke und esse nur Wildkräuter, die du ganz sicher und zweifelsfrei bestimmen kannst!

In der Familie der Doldenblütler gibt es eine ganze Reihe an Giftpflanzen, wie den Wasserschierling oder den Gefleckten Schierling. Insbesondere die weißen Blütenstände ähneln sich. Jedoch sehen die Blätter ganz anders aus.

Ebenfalls zur Familie der Doldenblütler gehört übrigens die Wilde Möhre, die ungiftig und essbar ist.

Wo wächst Giersch?

Vielleicht sollte es besser heißen: Wo wächst er NICHT? Denn Giersch wächst eigentlich an allen schattigen und halbschattigen Standorten, an Waldwegen, an Waldrändern und eben auch in Gärten.

Auf Plattdeutsch heißt der Giersch „Krup-dör-de-Tuun“ (Kriech durch den Zaun). Denn vor dem Giersch ist kein Zaun sicher, er verbreitet sich durch unterirdische Ausläufer immer weiter. So wird der Giersch von vielen als Unkraut verteufelt. Was kann man gegen Giersch tun? Diese Frage stellen sich viele Gärtner:innen… tja die Antwort ist einfach. Nichts… Ist der Giersch einmal da, so kriegt man ihn nicht mehr weg. Aber eine Möglichkeit gäbe es da doch noch: Nicht nur Kaninchen lieben Giersch. Auch wir können ihn essen. Wenn du also Giersch im Garten hast, dann ärgere dich nicht, sondern lies weiter. Du wirst sehen, dass dieses „Unkraut“ so einiges zu bieten hat! Ich persönlich freue mich riesig, dass ich so viel Giersch im Garten habe und esse ihn regelmäßig.

Giersch ist kein Unkraut sondern ein gesundes Wildkraut.

Wie gesund ist Giersch?

Giersch enthält sehr viel Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen (>16 mg/100g), Zink, Kupfer und Mangan (>2mg/100g) sowie die Vitamine A und Vitamin C und deutlich mehr Eiweiß als normaler Kopfsalat.

Der hohe Calcium-Gehalt ist besonders für die vegane Ernährung interessant, wo Milch als ansonsten übliche Calciumquelle wegfällt.

Weitere wertvolle Inhaltsstoffe sind ätherische Öle und Flavonoide.

Giersch wirkt entzündungshemmend, krampflösend, entsäuernd und harntreibend. Deshalb gilt er in der Volksmedizin als probates Mittel gegen Rheuma und Gicht.

Erinnerst du dich an den komplizierten wissenschaftliche Namen Aegopodium podagraria? Übersetzt bedeutet Aegopodium Ziegenfuß. Und podagraria bedeutet Heiler der Gicht, denn Podagra ist ein anderes Wort für Gicht. Ein anderer volkstümlicher Name ist Zipperleinkraut, Zipperlein ist auch ein altdeutsches Wort für Gicht. Der englische Name ist Goutweed (Gichtkraut) bezeichnet und in Frankreich nennt man die Pflanze podagraire, was ebenfalls Gichtheiler bedeutet. Über die Heilwirkung weiß man also schon sehr lange Bescheid.

Überdies ist eine antientzündliche Ernährung für alle gesund, auch ohne Rheuma und Gicht, denn damit können wir eben diesen Krankheiten vorbeugen. Und ein wichtiger Bestandteil der antientzündlichen Ernährung ist grünes Blattgemüse und dazu kannst du auch Wildkräuter zählen.

Da der Giersch über mehrere Monate nachwächst, kannst du ihn regelmäßig ernten und das kostet nicht einen Cent. So bekommst du gratis, regional und völlig ohne anstrengende Gartenarbeit ein ganz leckeres und gesundes grünes Blattgemüse.

Sind das nicht alles gute Gründe, mal Giersch zu essen?

Was kann man mit Giersch machen?

Giersch Aegopodium podagraria

Verwendet werden vor allem die Blätter, aber auch die Blattstiele, Blüten und Knospen sind essbar.

Gierschblätter kannst du von März bis in den Sommer hinein ernten, besonders schmackhaft sind die frischen jungen Blätter im März und April, wenn sie noch hellgrün glänzen. Die älteren Blätter sind etwas zäher und deutlich herber im Geschmack, aber ebenso genießbar.

Giersch kann man sowohl roh als auch gekocht essen. Im Prinzip kannst du damit alles machen, wozu du ansonsten Spinat verwenden würdest.

Besonders lecker ist Giersch mit Knoblauch in etwas Olivenöl gebraten zu Nudeln oder auf selbstgebackener Pizza. Dazu passen Tofu, (veganer) Feta oder Pinienkerne.

Giersch ist außerdem ein Bestandteil der berühmten Neunkräutersuppe, die traditionell zu Ostern verzehrt wird.

Also raus in den Garten oder Wald und hol dir dieses tolle Kraut in die Küche! Lass es dir gut schmecken!

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Quellen und Literatur über Wildkräuter

Fleischhauer, S.G., J. Guthmann & R. Spiegelberger (2007): Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und verwenden. AT Verlag.

Grahofer, E. (2018):  Wildnisapotheke. Hausmittel aus 400 Jahren. Freya Verlag.

Storl, W.-D. (2007): Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor. KNAUR Menssana.

Storl, W.-D. (2018): Die Unkräuter in meinem Garten. 21 Pflanzenpersönlichkeiten erkennen & nutzen. GU.

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