Avocado – gesundes Superfood oder Klimakiller?


Kaum ein Lebensmittel ist so konträr im Gespräch wie die Avocado – heiß geliebt und verteufelt zugleich. Sind Avocados gesund? Und was ist dran an der Behauptung, dass Avocados klimaschädlich sind oder gar als grüne Blutdiamanten bezeichnet werden? Dürfen wir überhaupt noch Avocados essen?
In diesem Artikel erfährst du, welche gesundheitlichen Vorteile die Avocado hat und welche problematischen Aspekte es gibt. Wir werfen auch einen Blick darauf, was Ayurveda zu Avocados sagt. Und natürlich bekommst du am Ende auch ein paar Tipps, was du selber beim Kauf von Avocados beachten kannst.

Außerdem findest du Rezeptideen dazu, was man alles mit Avocado machen kann und ein Rezept für eine Guacamole ganz ohne Avocado.

Botanik

Avocados wachsen an Bäumen. Der Avocadobaum heißt wissenschaftlich Persea americana und gehört zur Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae).

Avocados gehören nicht zum Gemüse, sondern zum Obst. Botanisch gesehen stellen Avocados Beeren dar. Klingt seltsam? Ist aber so. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnen wir kleine Früchte als Beeren, z.B. Himbeeren, Erdbeeren oder Heidelbeeren. Botanisch gesehen werden Früchte aber danach klassifiziert, wie sie aufgebaut sind.

Und so ist die Avocado botanisch gesehen eine Beere, weil sie um einen Kern ein weiches Fruchtfleisch und darum eine dicke Schale hat.

Weltweit gibt es etwa 400 Avocadosorten. Bekannt bei uns sind aber eigentlich nur zwei Sorten: Hass und Fuerte.

Rezeptideen: Was kann man mit Avocado machen?

Die Avocado ist unglaublich vielfältig. Am bekanntesten ist sicherlich die Guacamole, eine mexikanische Avocadocreme, die sich sehr gut als Brotaufstrich oder Dip eignet. Man kann Avocado aber auch einfach in Scheiben schneiden und aufs Brot legen. Mit einer Prise Kala Namak hast du so einen perfekten Ersatz für gekochte Eier. Außerdem eignet sich Avocado als Zutat für diverse Salate, zum Beispiel Linsensalat oder Nudelsalat.

Und du kannst aus Avocado sogar ein veganes Mousse-au-Chocolat machen. Dafür brauchst du nur drei Zutaten: Avocado, Kakaopulver und ein wenig Zucker oder eine andere Süßquelle. Mixe alles mit einem Stabmixer oder im Hochleistungsmixer zu einer sehr feinen Masse und fertig ist dein cremiges veganes Schokoladenmus.

Avocado ist ein toller veganer Brotbelag.
Aus Avocado lässt sich vegane Mousse-au-Chocolat herstellen.

Sind Avocados gesund?

Avocados enthalten 160 kcal pro 100 g und etwa 23,5 g Fett pro 100 g, sind also ganz schön kalorienreich und fettreich. Ist denn das gesund?
Ja, Avocados sind sehr gesund, denn sie enthalten viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, also gesunde Fette. Weiterhin enthalten Avocados ganz besonders viel Kalium und viele fettlösliche Vitamine A, E und K. In Avocado steckt sogar Vitamin D, damit sind Avocados neben Pilzen einige der wenigen veganen Vitamin-D-Quellen. Allerdings muss ehrlich gesagt werden, dass die Menge an Vitamin D in Lebensmitteln so gering ist, dass sie allein nicht für die Vitamin-D-Versorgung ausreicht. Das gilt sowohl für pflanzliche als auch für tierische Lebensmittel. Obwohl einige tierische Lebensmittel (z.B. Eier, Leber oder Heringe) deutlich mehr Vitamin D enthalten, wäre auch damit allein unser Vitamin-D-Bedarf nicht ausreichend gedeckt. Die Hauptquelle für Vitamin D ist Sonnenlicht.

Für Veganer:innen interessant an der Avocado ist auch der für pflanzliche Lebensmittel vergleichsweise hohe Gehalt an Cholin, einem vitaminähnlichen Stoff, der ebenso überwiegend in Eiern und Lebertran vorkommt. Genau wie beim Vitamin D ist auch das Cholin in Avocados nicht ausreichend zur Bedarfsdeckung, kann aber einen Beitrag zur Versorgung leisten.

Diverse Studien konnten nachweisen, dass Avocados die Herzkreislauf-Gesundheit fördern und weitere Studien deuten darauf hin, dass Avocados beim Abnehmen helfen können.1

Avocado im Ayurveda

Ayurveda betrachtet alles nach den Eigenschaften und es heißt „Gleiches verstärkt Gleiches“ und „Gegensätze gleichen sich aus“. Überlegen wir uns also mal, welche Eigenschaften Avocados haben. Das sind fettig/ölig, weich, schwer und leicht süßlich. Das sind alles Eigenschaften, die gemäß Ayurveda das Kapha erhöhen und das Vata besänftigen. Und genau deshalb werden Avocados im Ayurveda vor allem bei hohem Vata empfohlen. Vata ist trocken und leicht, das kann eine nahrhafte, fette Avocado natürlich sehr gut ausgleichen. Auch mit viel Pitta kannst du Avocados essen. Sofern du viel Kapha hast, solltest du sie hingegen nicht zu oft essen. Es kommt wie immer auf die Menge an.

Sind Avocados schlecht für die Umwelt?

Exotische Früchte haben lange Transportwege

Die Avocado stammt ursprünglich aus Mexiko. Heute werden Avocados unter anderem auch in Peru, Chile, Kalifornien, Südafrika, Israel, Spanien und Portugal angebaut. Durch lange Transportwege entstehen hohe CO2-Emissionen. Das ist schlecht für die Umwelt. Deshalb sind regionale und saisonale Gemüse zu bevorzugen.

Doch nicht nur der Transport hat einen Einfluss auf die CO2-Bilanz.

Schauen wir uns außerdem mal die CO2-Bilanz unterschiedlicher Lebensmittel im Vergleich an.

CO2-Bilanz von Avocado im Vergleich zu anderen Lebensmitteln

Wenn du die schlechte CO2-Bilanz von Avocado verurteilst, solltest du dir zunächst mal den Vergleich mit anderen Lebensmitteln anschauen.

Daher habe ich dir hier für unterschiedliche Lebensmittel die CO2-Äquivalente jeweils bezogen auf 1 kg des Lebensmittels aufgeführt, also CO2e pro kg*2.

  • Avocado: 0,6 bis 0,8 CO2e pro kg
  • Apfel aus der Region: 0,3 CO2e pro kg
  • Kartoffeln (Bio): 0,2 CO2e pro kg
  • Erbsen (frisch): 0,4 CO2e pro kg
  • Erbsen (TK): 1,2 CO2e pro kg
  • Eier: 3,0 CO2e pro kg
  • Butter: 9,0 CO2e pro kg
  • Hackfleisch vom Rind: 9,2 CO2e pro kg

Wie du siehst, hat die Avocado zwar eine etwa doppelt so hohe CO2-Bilanz wie ein heimischer Apfel und verursacht drei- bis viermal mehr CO2e pro kg als Kartoffeln. Aber im Vergleich zu tierischen Lebensmitteln ist die CO2-Bilanz von Avocados verschwindend gering. Eier verursachen fünfmal so viel CO2 wie Avocados. Und Butter und Rindfleisch sind mit 9 bzw. 9,2 CO2-Äquivalenten pro kg sogar 15 mal so klimaschädlich wie die Avocado. In Bezug auf den CO2-Einfluss gehören Butter und Rindfleisch zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln überhaupt.

Avocado hat eine schlechtere CO2-Bilanz als regionales Obst und Gemüse. Aber sämtliche Tierprodukte verursachen bei weitem mehr CO2.

Wasserverbrauch von Avocado im Vergleich zu anderen Lebensmitteln

Beim Anbau von Avocados fällt ein sehr hoher Wasserverbrauch an, denn ein Avocadobaum braucht jeden Tag 50 Liter Wasser. Hinzu kommt, dass Avocados vor allem in subtropischen Ländern angebaut werden, in denen Wasser häufig sehr knapp ist. Für 1 kg Avocado (das entspricht etwa 4 Avocados) fallen durchschnittlich 1.500 Liter Wasser an. Vielleicht fragst du dich jetzt, ob das viel oder wenig ist?

Dazu müssen wir uns den Wasserverbrauch der Avocado im Vergleich mit anderen Lebensmitteln anschauen. Ich habe dir deshalb den geschätzten Wasserverbrauch unterschiedlicher Lebensmittel jeweils in Liter Wasser pro 1 kg des Lebensmittels herausgesucht3:

  • Avocado: 1.500 Liter
  • Äpfel: 700 Liter
  • Kartoffeln: 210 Liter
  • Tomaten: 110 Liter
  • Eier: 3.300 l Wasser
  • Butter: 5.000 Liter
  • Käse: 5.000 Liter
  • Schweinefleisch: 4.730 Liter
  • Rindfleisch: 15.490 Liter

Du siehst also, dass für Avocados deutlich mehr Wasser verbraucht wird als für den Anbau heimischer Äpfel, Tomaten oder Kartoffeln. Aber im Vergleich mit tierischen Lebensmitteln schneidet die Avocado beim Wasserverbrauch doch noch ganz gut ab.

Eier haben einen doppelt so hohen Wasserverbrauch wie Avocados und der Wasserverbrauch für Rindfleisch ist sogar zehnmal so hoch.

Illegale Waldrodungen für Avocadoanbau

Avocados sind beliebt. Der weltweite Handel boomt. Für den steigenden Bedarf braucht es immer mehr Platz für Avocado-Plantagen. Dafür werden vor allem in Mexiko Wälder illegal abgeholzt. Das ist eine extreme Bedrohung für die Natur und auch für die indigene Bevölkerung.

die grünen Blutdiamanten

Da die Avocado weltweit als Superfood immer mehr an Beliebtheit gewinnt, steigt natürlich der Bedarf. Die Kleinbauern, die vor allem regional für die Einheimischen produzieren, werden immer weiter durch Großkonzerne verdrängt, welche Avocados als Massenware für den Export anbauen. Die Arbeiter:innen in den Konzernen werden häufig schlecht bezahlt und leiden unter miserablen Arbeitsbedingungen.

Wenn es um Geld geht, kommt es leider schnell zu Kriminalität und das gibt es auch im Avocado-Anbau. Oft werden die Landwirt:innen von Drogenkartellen unter Druck gesetzt.

Auf Grund dieser sozialen Probleme werden Avocados manchmal auch als grüne Blutdiamanten bezeichnet.

Fazit: Avocado essen – ja oder nein?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Avocados sowohl positive als auch negative Aspekte haben.

Avocados sind sehr gesund, lecker und vielfältig und daher eine Bereicherung für jede Küche. Aus Ayurvedischer Sicht sind Avocados vor allem für Vata-Konstitutionen sehr zu empfehlen.

Demgegenüber stehen die schlechte Ökobilanz, illegale Waldrodungen und soziale Konflikte in den Anbaugebieten.

Aus ökologischer Sicht sollten wir regionale und saisonale Lebensmittel bevorzugen. Avocados haben eine schlechtere Klimabilanz und schlechtere soziale Auswirkungen als heimische Äpfel, Tomaten oder Kartoffeln. Aber im Vergleich zu Fleisch, Eiern und Milchprodukten schneidet die Avocado in Sachen Klimabilanz um ein Vielfaches besser ab. Hinzu kommt noch, dass für Avocados keine Tiere leiden müssen.

Warum stehen in den Medien vor allem Veganer:innen auf Grund des Avocadoverzehrs in der Kritik? Das ist aus zwei Gründen falsch:

Erstens weißt du nun, dass Avocados zwar nicht die beste Ökobilanz haben, aber immer noch eine wesentlich bessere Ökobilanz aufweisen als alle tierischen Produkte.

Und zweitens gibt es immer noch vergleichsweise sehr wenige Veganer:innen. Bei den Massen an Avocados die weltweit gegessen werden, ist es logisch, dass die meisten Leute, die Avocados essen, überhaupt nicht vegan leben. Es ist also völlig falsch bewertet, ausgerechnet Veganer:innen wegen ihres Avocadoverzehrs zu verteufeln.

Was solltest du beim Kauf von Avocados beachten?

Jetzt kennst du die Fakten und kannst selbst entscheiden, ob du Avocados kaufen möchtest oder nicht.

Wenn du gerne Avocados isst, kannst du beim Einkaufen folgende Dinge beachten:

  • Kaufe Avocado ausschließlich in Bioqualität, am besten im Bioladen mit Demeter-Siegel.
  • Achte auf die Herkunft. Spanien oder Israel sind nicht ganz so weit weg wie Peru oder Chile.
  • Esse Avocado als Ersatz für tierische Produkte und nicht in Kombination mit tierischen Produkten.
  • Esse Avocado nur selten und genieße sie dafür umso mehr.

Rezept: Regionale Erbsen-Guacamole ohne Avocado

Wenn du gerne Guacamole magst, aber lieber eine regionale und saisonale Alternative zu Avocado suchst, dann probier doch mal diese leckere Erbsen-Guacamole aus. Die kommt ganz ohne Avocado aus und schmeckt mindestens genauso lecker.

Zum Rezept

Quellen

  1. Dreher, M.L. & A.J. Davenport (2013): Hass avocado composition and potential health effects. Crit Rev Food Sci Nutr. 2013;53(7):738-50. doi: 10.1080/10408398.2011.556759. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23638933 ↩︎
  2. Zahlen: CO2-Rechner der Barmer Krankenkasse https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/gesundheit-2030/nachhaltigkeit/co2-rechner-lebensmittel-1137222 ↩︎
  3. Zahlen: food-monitor Informationsdienst für Ernährung: https://www.food-monitor.de/2018/05/wasserverbrauch-fuer-den-anbau-von-lebensmitteln/ ↩︎

Bildquellen

Titelbild: Foto von Gil Ndjouwou auf Unsplash

Foto 1: Foto von Jonathan Kabugo auf Unsplash

Foto 3 (Avocado-Brot): Foto von Bakd&Raw by Karolin Baitinger auf Unsplash

Foto 4 (Mousse-au-chocolat): Foto von ABHISHEK HAJARE auf Unsplash

Foto 5 (Avocados im Korb): Foto von Kristine Wook auf Unsplash

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