Mönchspfeffer: Wunderkraut für Frauen?

„Versuchen Sie es doch mal mit Mönchspfeffer.“ Fast jede Frau hat diesen Satz schon von ihrer Gynäkologin gehört. Unregelmäßiger Zyklus, ausbleibende Periode, PMS, PMDS, unerfüllter Kinderwünsch – egal welche Zyklusbeschwerden, Mönchspfeffer gilt als das Mittel der Wahl und ist die von Gynäkologen am meisten verordnete Heilpflanze. Auch im Internet werden Mönchspfefferpräparate überall als Wundermittel für die Frauengesundheit angepriesen. Doch handelt es sich dabei wirklich um solch ein Allheilmittel für alle Zyklusbeschwerden und alle Frauen? Und warum wird die Pflanze eigentlich Keuschlamm genannt?

In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst!

Botanik

Mönchspfeffer, botanisch Vitex agnus-castus gehört zur Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae).

Die Blätter sind lanzettlich und fingerförmig, die Blüten lila, die Früchte erinnern im Aussehen und Geschmack an Pfeffer.

Wirkung und Einsatzmöglichkeiten von Mönchspfeffer

Wie wirkt Mönchspfeffer?

Mönchspfeffer wirkt progesteronartig und kann daher helfen, einen Progesteronmangel bzw. ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron auszugleichen1. Progesteron ist das Gelbkörperhormon, was vor allem in der zweiten Zyklushälfte ausgeschüttet wird.

Wenn du mehr darüber wissen möchtest, was im weiblichen Zyklus und in den einzelnen Zyklusphasen passiert, dann schau mal in diesem Blogartikel vorbei.

Vor allem aber hemmt Mönchspfeffer die Ausschüttung von Prolaktin1. Prolaktin ist ein weiteres Hormon und das ist für die Milchbildung zuständig, es wird also vor allem in der Schwangerschaft und Stillzeit produziert. Aber auch andere Faktoren, zum Beispiel erhöhter Stress oder körperliche Anstrengung können zu einer vermehrten Ausschüttung dieses Hormons führen.

Außerdem stimuliert Mönchspfeffer bestimmte Dopaminrezeptoren im Gehirn1.

Mönchspfeffer wird auch als Keuschlamm, Keuschbaum oder Liebfrauenbettstroh bezeichnet. Wie diese Namen vermuten lassen, hemmt das Kraut die Libido sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Schon in der Antike galt diese Pflanze als Symbol der Enthaltsamkeit1. Und im Mittelalter wurden die Früchte des Mönchspfeffers wie Pfeffer im Kloster sowohl von Nonnen als auch von Mönchen (daher der Name) gegessen, damit sie das Zölibat leichter einhalten konnten.

Weniger relevant für die Zyklusgesundheit, aber dennoch interessant, ist die antibakterielle Wirkung1.

Mönchspfeffer bei PMS & PMDS

Beim prämenstruellen Syndrom (PMS) und auch beim prämenstruellen dysphorischen Syndrom (PMDS) können Präparate mit Mönchspfeffer unterstützen, denn PMS und PMDS hängen mit einem Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen zusammen. Die progesteronartige Wirkung der Präparate kann helfen, dieses Ungleichgewicht auszubalancieren. Wie ein systematisches Review zeigt, konnten zahlreiche Studien eine effektive Wirkung von Vitex agnus-castus auf leichte bis moderate PMS-Beschwerden feststellen2.

Ich finde es aber immer wichtig, zunächst auf die Suche nach der Ursache zu gehen und nicht einfach nur die Symptome zu behandeln.

Bei sehr starken PMS-Beschwerden und vor allem beim PMDS mit depressiver Verstimmung bzw. erst recht bei einer manifestierten Depression ist immer ärztliche bzw. psychiatrische Hilfe notwendig. Bitte nimm deine Symptome ernst und suche einen Arzt oder eine Therapeutin deines Vertrauens auf!

Mönchspfeffer bei Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch

Auch bei einem unregelmäßigem Zyklus, ausbleibender Periode, zu häufiger Periode oder unerfülltem Kinderwunsch raten Gynäkologen mehr oder weniger oft zur Einnahme von Vitex agnus-castus.

Bei all diesen Beschwerden kann Mönchspfeffer unter Umständen helfen. Doch nicht immer ist dies die für die richtige Behandlungsmethode, denn für die genannten Zyklusstörungen gibt es zahlreiche andere Gründe.

Bei einer ausbleibenden oder zu schwachen Monatsblutung hilft Mönchspfeffer nur dann, wenn das Hormon Prolaktin erhöht ist, was unter anderem bei anhaltendem Stress der Fall sein kann1.

Bei unerfülltem Kinderwunsch kann Mönchspfeffer helfen, wenn der Grund dafür in einer Gelbkörperschwäche und/oder einem erhöhten Prolaktinspiegel begründet ist1.

Für eine ausbleibende Schwangerschaft kann es aber noch unzählige andere Gründe geben, gegen die Mönchspfeffer nichts auszurichten vermag. Und es gibt einen weiteren Haken. Denn wir erinnern uns: Keuschlamm, die Pflanze der Enthaltsamkeit, senkt die Libido bei Mann und Frau. Wenn eine Schwangerschaft schon monatelang oder gar jahrelang unerfüllt geblieben ist, leidet nicht selten auch die Libido beider Geschlechter darunter. In dem Fall ist Mönchspfeffer definitiv nicht das Mittel der Wahl.

Wann darf Mönchspfeffer nicht eingenommen werden?

Nicht jede(r) sollte Mönchspfeffer einnehmen. Es gibt eine Reihe von Gegenanzeigen.

Wie schon erwähnt, ist die Pflanze der Enthaltsamkeit bei einer unerfüllten Schwangerschaft nicht unbedingt das beste Mittel.

In der Schwangerschaft sollte Mönchspfeffer nicht eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Dopaminantagonisten ist ebenfalls Vorsicht geboten. Das sind Medikamente, die an den Dopaminrezeptoren binden und die Wirkung des Neurotransmitters Dopamin hemmen. Diese Medikamente werden bei bestimmten psychischen Störungen und auch gegen Übelkeit und Erbrechen verordnet. Mönchspfeffer kann die Wirkung dieser Medikamente beeinflussen oder aufheben und darf deshalb nicht gleichzeitig eingenommen werden.

Wenn du bei der Einnahme Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Bauchschmerzen bekommst, setze das Mönchspfefferpräparat bitte ab und sprich mit deinem Arzt.

Fazit: Mönchspfeffer ist nicht für Jede Frau und nicht bei allen Zyklusbeschwerden geeignet!

Mönchspfeffer ist zweifellos eine tolle und wirkungsvolle Heilpflanze in der Frauenheilkunde. Die Einnahme ist aber definitiv nicht für alle Frauen und auch nicht bei allen Zyklusbeschwerden geeignet.

Informiere dich vor der Einnahme sehr gut, ob diese Heilpflanze wirklich für deine speziellen Beschwerden geeignet ist. Lass dich dabei nicht von Werbeversprechen verleiten.

Ganz dringend rate ich dir davon ab, einfach Mönchspfeffer auf eigene Faust zu nehmen. Am besten sprichst du vor der Einnahme mit einer Ärztin oder einem Therapeuten, die/der sich wirklich mit Frauenheilkunde und Heilpflanzen auskennt.

Quellen

  1. Madejsky, M. 2021. Lexikon der Frauenkräuter. Inhaltsstoffe, Wirkungen, Signaturen und Anwendungen. Mit über 180 Heilkräuterrezepten. at Verlag, 318 S. ↩︎
  2. van Die, M. D., Burger, H. G., Teede, H. J., & Bone, K. M. (2013). Vitex agnus-castus extracts for female reproductive disorders: a systematic review of clinical trials. Planta medica, 79(7), 562–575. https://doi.org/10.1055/s-0032-1327831 ↩︎

Foto von Griffin Taylor auf Unsplash

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