Jeden Tag Kitchari oder Curry? Heißt ayurvedisch essen indisch essen? Ist ayurvedisches Essen scharf? Muss man alles kochen und mit Curry würzen? Und geht Ayurveda überhaupt vegan? Regelmäßig werde ich mit Mythen und Vorurteilen rund um die ayurvedische Ernährung konfrontiert. Doch was bedeutet ayurvedisch essen wirklich? Heute räumen wir mit Mythen rund um die ayurvedische Ernährung auf. Du erfährst, was es wirklich bedeutet, ayurvedisch zu essen und wie Ayurveda deine Ernährung bereichern und damit zu deinem persönlichen Wohlbefinden beitragen kann.
Mythen und Vorurteile rund um die ayurvedische Ernährung
Ist ayurvedisch essen gleichzusetzen mit indisch essen?
Obwohl Ayurveda ursprünglich aus Indien stammt, ist ayurvedische Ernährung keinesfalls gleichzusetzen mit indischer Küche. Die ayurvedische Ernährung muss nicht indisch sein und indisches Essen ist keineswegs immer nach ayurvedischen Prinzipien zubereitet.
Wir können die ayurvedische Ernährung nach den traditionellen Grundsätzen auch an unsere westliche Küche anpassen und mit regionalen Nahrungsmitteln umsetzen. Das widerspricht nicht der ayurvedischen Lehre. Im Gegenteil: Schon in der ayurvedischen Urschrift Charaka Samitha steht geschrieben, dass der Mensch am besten durch das genährt und geheilt wird, was in seiner Umgebung wächst. Und auch aus heutiger Sicht macht es Sinn, so viel wie möglich auf regionale und saisonale Lebensmittel zurückzugreifen. Zum einen enthalten frische Lebensmittel aus der Region mehr Vitamine als lang transportierte Lebensmittel und natürlich ist es auch aus ökologischer Sicht sinnvoll, weite Transportwege zu vermeiden. Ayurvedisch essen bedeutet viel mehr als exotische Zutaten zu verwenden, wie du im weiteren Verlauf dieses Artikels noch sehen wirst.
Bedeutet ayurvedisch essen, dass man nur Gekochtes essen darf?
Immer wieder meinen Menschen, dass man gemäß Ayurveda alles kochen müsste. Und auch ich habe das früher mal gedacht, als ich vor vielen Jahren erstmalig von Ayurveda gehört habe. Dass das gar nicht stimmt, ist mir später bewusst geworden, als ich erneut über Ayurveda gestolpert bin und begonnen habe, mich intensiver mit dieser faszinierenden Heilkunde auseinanderzusetzen.
Doch woher kommt der Mythos? Vielleicht kennst du den Satz „Du bist, was du isst.“ Im Ayurveda geht es noch ein Stück weiter und es heißt „Du bist, was du verdaust.“ Tatsächlich spielt die Zubereitung der Nahrung im Ayurveda eine entscheidende Rolle. Gekochte Nahrung ist leichter verdaulich und besser bekömmlich als Rohkost. Bei einer empfindlichen Verdauung empfiehlt Ayurveda deshalb überwiegend warme und gekochte Mahlzeiten. Rohkost gilt aber im Ayurveda keineswegs als ungesund. Du darfst so viel Rohkost essen, wie dir persönlich gut bekommt. Ob und in welchem Maße du Rohkost verträgst, hängt zum Beispiel davon ab, wie gut dein Verdauungsfeuer (Agni) ist, welche Konstitution du hast, aber auch davon, zu welcher Uhrzeit und Jahreszeit du isst. Wenn du ein starkes Verdauungsfeuer hast, verträgst du vermutlich auch Rohkost besser. Pitta-Konstitutionen vertragen Rohkost meistens besser als Vata-Konstitutionen. Und generell vertragen die meisten Menschen Rohkost mittags besser als abends. Wenn du abends eine riesige Rohkostplatte verzehrst, und hinterher Bauchkrämpfe hast, ist das nicht förderlich. Solltest du damit Probleme haben, probiere es stattdessen doch mal mit einem Salat zum Mittagessen und einer warmen Suppe zum Abendessen.
Mehr zum Thema Rohkost und findest du in meinem Blogartikel zum Thema Rohkost. Dort geht es auch um das Thema roh-vegane Ernährung und um die Ernährung in der Evolution des Menschen.
Ist Ayurvedisches Essen immer scharf oder mit Curry gewürzt?
Viele Menschen denken, dass ayurvedisches Essen grundsätzlich mit scharfen Gewürzen und Curry gekocht wird. Aber auch das ist ein Mythos.
In der ayurvedischen Ernährung werden sechs Geschmacksrichtungen unterschieden.
- süß
- sauer
- salzig
- bitter
- scharf
- herb oder zusammenziehend
Eine ausgewogene Mahlzeit sollte aus ayurvedischer Sicht möglichst alle sechs Geschmacksrichtungen enthalten.
Außerdem können die einzelnen Geschmacksrichtungen die drei Doshas (Vata, Pitta und Kapha) beeinflussen, also jeweils erhöhen oder besänftigen. Bei Pitta ist viel Feuer vorhanden, deshalb wird Pitta durch sauer, salzig und scharf erhöht, dahingegen wirken süß, bitter und herb ausgleichend auf Pitta. Vata als luftiges und trockenes Dosha wird vor allem durch süß, sauer und salzig beruhigt, aber durch bitter, scharf und herb erhöht. Kapha wird durch süß und salzig erhöht und durch bitter, scharf und zusammenziehend vermindert.
Logischerweise ist scharfes Essen also für Menschen mit viel Vata und/oder viel Pitta nicht das Wahre.
Gewürze spielen im Ayurveda tatsächlich eine große Rolle.
Curry ist eine typische Gewürzmischung in der indischen Küche. Ayurveda bedeutet aber nicht, dass du alles mit Curry würzen musst. Im Ayurveda sind unzählige Gewürze bekannt und beliebt. Viele dieser typischen ayurvedischen Gewürze kennen wir auch hierzulande. Ganz bestimmt kennst du Zimt, Knoblauch, Ingwer und Fenchel. Und möglicherweise hast du auch schon Kreuzkümmel (Cumin), Koriander, Schwarzkümmel oder Kurkuma verwendet.
Weitere sehr beliebte Gewürzen im Ayurveda, von denen du eventuell noch nichts gehört hast, sind Asafoetida (Hing), Ajwain (Ajowan) oder Pippali (Langpfeffer).
Probiere doch einfach mal unterschiedliche Gewürze aus. Was ist dein Lieblingsgewürz oder deine liebste Gewürzmischung?
Geht Ayurveda auch vegan?
Ja, Ayurveda ist vegan möglich!
In ihrem Ursprung ist die ayurvedische Ernährung zwar nicht vollständig vegan oder vegetarisch, aber Ayurveda ist ganz stark pflanzenbasiert und passt deshalb sehr gut zur veganen und vegetarischen Ernährung.
Die ayurvedische Ernährung setzt überwiegend auf gesunde pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide und Gewürze.
Ausführlichere Informationen zu diesem Thema findest du in meinem Blogartikel „Ist Ayurveda vegan?“
Ist Ayurveda dogmatisch?
Auch das ist ein häufig geäußerter Irrglaube. Ayurveda ist aber alles andere als dogmatisch. Im Ayurveda gibt es keine Verbote, sondern nur Empfehlungen. Du darfst alles essen, was dir gut bekommt und deiner Verdauung und deiner Gesundheit zuträglich ist. Und ja, auch Ausnahmen sind erlaubt.
Was bedeutet ayurvedisch essen wirklich?
Jetzt haben wir einige Mythen aufgedeckt. Doch was bedeutet es denn jetzt wirklich, ayurvedisch zu essen?
Viele Menschen schauen in erster Linie darauf, welche Nahrungsmittel sie zu sich nehmen. Doch im Ayurveda geht es nicht nur darum, WAS du isst, sondern um so viel mehr. Es spielt zum Beispiel eine Rolle, wie du dein Essen zubereitest, welche Nahrungsmittel du kombinierst sowie wie, wo und wann du isst.
Die acht Faktoren der Ayurveda Ernährung
Die Grundsätze der Ayurveda Ernährung lassen sich in acht Faktoren unterteilen.
- Eigenschaften und Geschmack
- Zubereitung
- Nahrungsmittelkombinationen
- Menge
- Herkunft
- Zeit
- Art und Weise des Essens
- Individualität
Was genau es mit diesen acht Faktoren auf sich hat und wie du diese in deinen Alltag integrieren kannst, das erkläre ich dir in meinem Blogartikel Die acht Faktoren der Ayurveda Ernährung. Schau gerne mal rein, wenn du mehr darüber erfahren möchtest.
Ayurvedisch Essen bedeutet eine individuell zu dir passende Ernährung
Individualität spielt in der Ayurveda Ernährung eine entscheidende Rolle. Jeder Mensch ist anders, das gilt auch für die Ernährung. Es gibt nicht die eine Ernährung, die für alle Menschen gleichermaßen passt. Der eine verträgt große Mengen an Rohkost, dem anderen bekommen gekochte Eintöpfe besser. Die eine Person isst gerne scharf gewürztes Essen, die andere Person verträgt Schärfe überhaupt nicht und setzt eher auf den süßen Geschmack. Ayurveda kann dir dabei helfen, genau die Ernährung zu finden, die deinen Bedürfnissen entspricht und damit deine ganzheitliche Gesundheit verbessern kann.
Ernährung ist Medizin.
Im Ayurveda weiß man seit Jahrtausenden, dass Essen Medizin ist. Auch in unserer modernen Wissenschaft kommt das so langsam an. Die heutige westliche Ernährung ist alles andere als gesund. Viele Menschen essen sich krank. So ist es kein Wunder, dass die Zivilisationskrankheiten wie Metabolisches Syndrom, Darmkrebs, Diabetes Typ II oder Herzinfarkt immer mehr zunehmen. Mit einer ausgewogenen Ernährung können wir diesen Krankheiten vorbeugen und viele Krankheiten sogar lindern oder heilen.
Ayurveda für dich!
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel zeigen, dass Ayurvedisch Essen viel mehr ist als Kitchari zu kochen.
Möchtest du tiefer einsteigen und lernen, wie du mit Ayurveda und einer pflanzenbasierten Ernährung deine Gesundheit effektiv verbessern kannst?
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