Alkohol: ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

Alkoholkonsum ist in Deutschland (leider) gesellschaftlich voll anerkannt. Für viele gehört ein Glas Bier oder ein Glas Wein zu einem gemütlichen Abend dazu. Und schon bei Jugendlichen werden größere Mengen Alkohol beim Feiern als normal betrachtet. Früher wurde ein Glas Rotwein am Abend sogar als förderlich für die Gesundheit betrachtet. Das kam mir immer schon sehr suspekt vor.

Jetzt hat die Deut­sche Ge­sel­lschaft für Er­nähr­ung e. V. (DGE) ein neu­es Po­si­tions­pa­pier zu Al­ko­hol  ver­öf­fen­tlicht und das Fazit ist eindeutig:

Es gibt KEINE gesundheitsförderliche und keine sichere Menge für Alkohol.

Das war längst überfällig, wenn du mich fragst!

Alkohol schädigt die Fruchtbarkeit, erhöht das Krebsrisiko, führt zu Leberschäden und erhöht die Gefahr von Unfällen.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Kindesalter ist Alkoholkonsum völlig indiskutabel, aber auch für gesunde und nicht schwangere Erwachsene gibt es keine sichere Menge. Je mehr getrunken wird, umso höher ist das Risiko.

Das neue Positionspapier der DGE zum Thema Alkohol

Deutschland ist in Bezug auf Alkohol ein Hochkonsumland. Die Deutschen trinken mehr als doppelt so viel Alkohol wie die durchschnittliche Weltbevölkerung.

In ihrem neuen Positionspapier empfiehlt die DGE ganz klar, auf alkoholische Getränke zu verzichten. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen eindeutig, dass es keine risikofreie Menge für alkoholhaltige Getränke gibt. Alkohol ist schon in geringen Mengen schädlich für den Organismus.

Schwangere, Stillende und Kinder sollten gar keinen Alkohol trinken.

Auch für nicht schwangere und gesunde Erwachsene gibt es keine sichere Alkoholmenge. Risikofrei ist also nur 0 g Alkohol pro Woche.

Wer nicht vollständig verzichten will, der kann sich an der Risikoeinstufung der DGE orientieren. Demnach gelten 280 ml Wein (das sind ein bis zwei kleine Gläser) oder ein bis zwei kleine Flaschen Bier pro Woche noch als risikoarm.

Aber schon bei bis zu fünf kleinen Gläsern Wein oder 2 Liter Bier pro Woche ist ein moderates Risiko gegeben.

Richtig riskant wird es bei mehr als fünf kleinen Gläsern Wein oder mehr als 2 Liter Bier pro Woche. Und diese Menge ist bei vielen Menschen in Deutschland leider schnell erreicht oder wird sogar regelmäßig überschritten.

Quelle der Grafik: Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE

Gesundheitliche Auswirkungen von Alkohol im Körper

Alkohol ist eine psychoaktive Droge und ein Nervengift.

Alkoholkonsum wird mit über 200 Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Brustkrebs, Darmkrebs, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Bluthochdruck, Fettleber, Diabetes Typ 2 oder Polyneuropathie. Einige Krankheiten werden direkt durch den Alkoholkonsum ausgelöst, andere hängen indirekt damit zusammen oder treten als Folgeerkrankung auf.

Hinzu kommen direkte Vergiftungen durch überhöhte Alkoholmengen und die Gefahr der Abhängigkeit.

Betrunkenheit erhöht das Risiko von Unfällen und Verletzungen sowie die Neigung zu Gewalt, wodurch auch andere Menschen zu Schaden kommen können. Und das ist besonders schlimm! Bei jeder zehnten Straftat in Deutschland ist laut Alkoholatlas 2022 Alkohol im Spiel.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Ganz besonders gefährlich können Wechselwirkungen mit Medikamenten sein. Medikamente wie Antihistaminika oder Schlafmittel können in Verbindung mit Alkohol zu Bewusstseinsveränderungen, Ohnmacht oder im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Und diese Gefahr besteht schon bei einem halben Glas Wein. Ich erinnere mich noch gut daran, wie zu meiner Schulzeit eine Freundin nach einer Party ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Zuerst dachten alle, jemand hätte ihr eine Partydroge ins Glas geschüttet. Aber dann stellte sich heraus, dass sie zu Hause einen Hustensaft eingenommen hatte. Sie hatte nur ein halbes Glas Wein getrunken, doch diese kleine Menge reichte aus, um in Verbindung mit dem Medikament zur Ohnmacht zu führen.

Kaloriengehalt

Nicht zu unterschätzen ist außerdem der hohe Kaloriengehalt. Jedes Gramm Alkohol enthält 7,1 kcal. Zum Vergleich: Der Kaloriengehalt von Fett liegt bei 8,9 kcal, der Kaloriengehalt von Kohlenhydraten bei 4 kcal und Proteine 3,9 kcal. Wer viel Bier, Wein oder Sekt trinkt, nimmt also viele unnötige und leere Kalorien auf, was zu Übergewicht führen kann. Von leeren Kalorien spricht man, wenn mit der Kalorienmenge keine oder kaum Nährstoffe aufgenommen werden.

Alkoholabhängigkeit

Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Abhängigkeit führen. Davon sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Besonders hoch ist das Risiko einer Abhängigkeit im Kindes- und Jugendalter. Je früher im Leben Alkohol konsumiert wird, umso höher ist das Risiko, abhängig zu werden.

Doch wo fängt die Abhängigkeit an? Nicht erst bei ständigem Rauschtrinken. Wenn du jeden Abend ein alkoholisches Getränkt brauchst, um abzuschalten oder dich wohlzufühlen, solltest du das kritisch hinterfragen. Damit befindest du dich bereits in der laut DGE riskanten Menge.

Auswirkungen von Alkohol auf deinen Zyklus

Auch auf deinen Menstruationszyklus kann das Trinken alkoholischer Getränke einen negativen Einfluss haben. Ein hoher Alkoholkonsum kann die Hormone Östrogen, Testosteron und Progesteron durcheinander bringen. Dadurch kann es zu Unregelmäßigkeiten im Zyklus, zu ausbleibendem Eisprung oder zu stärkeren Regelblutungen kommen oder Periodenschmerzen verschlimmern.

Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit

Alkohol ist ein Nervengift und wirkt besonders stark toxisch auf den Embryo. Und da gibt es keine Toleranzgrenze. Schon kleinste Mengen an Alkohol können zu Totgeburten, Fehlgeburten, oder schwerwiegenden und irreversiblen körperlichen und geistigen Schädigungen des Babys führen. Wird in den ersten Schwangerschaftswochen Alkohol getrunken, führt das meistens zu einer Fehlgeburt. Alkoholkonsum im späteren Verlauf der Schwangerschaft geht vor allem mit Wachstumsstörungen, Fehlbildungen oder Schädigungen des zentralen Nervensystems einher. Man spricht auch von dem Fetalen Alkoholsyndrom oder der Alkoholembryopathie. Durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft geschädigte Kinder zeigen u.a. eine verminderte Intelligenz, psychische und mentale Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und haben ein erhöhtes Risiko für Epilepsie. Jedes Jahr werden in Deutschland 10.000 alkoholgeschädigte Kinder geboren. Das ist eine unvorstellbare Zahl.

Wenn Stillende Alkohol trinken, überträgt sich der Alkohol mit der Muttermilch auf den Säugling, was zu schweren Schäden des Kindes führen kann.

Trinkt die werdende oder stillende Mutter Alkohol, erhöht sich außerdem das Risiko einer Alkohlabhängigkeit beim Kind.

Alkohol in der Schwangerschaft und Stillzeit ist absolut tabu!

Ganz wichtig ist dabei: Schon sobald du eine Schwangerschaft planst, solltest du auf Alkoholkonsum vollständig verzichten. Nicht immer merken Frauen sofort, dass sie schwanger sind. Und stell dir einmal vor, du weißt noch nicht, dass du schwanger bist, trinkst gemütlich ein paar Gläser Wein… und dann? Am besten ist es, wenn du und dein Partner (oder deine Partnerin) bei einem Kinderwunsch beide vollständig auf Alkohol verzichtet.

Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche reagieren empfindlicher auf Alkohol als Erwachsene.

Jeglicher Alkoholkonsum im Kindes- und Jugendalter schädigt das Gehirn. Die neurotoxischen Eigenschaften von Alkohol können irreversible Auswirkungen auf die psychische, physische und kognitive Entwicklung haben. Zudem ist das Risiko für späteren Alkoholmissbrauch stark erhöht, wenn schon im Kindesalter oder in der Jugend Alkohol konsumiert wird.

In Deutschland dürfen Spirituosen ab 18, aber Bier, Sekt und Wein schon an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft werden. In Begleitung von Erziehungsberechtigen dürfen Kinder sogar schon ab 14 Jahren Alkohol trinken. Das ist viel zu früh und verantwortungslos.

Der Mythos vom gesunden Glas Rotwein

Lange hielt sich der Mythos, dass ein Glas Rotwein am Abend gesund wäre. Vielfach wurde sogar behauptet, dass ein Glas Wein gesünder wäre als gar kein Alkohol. Da Alkohol ein Zellgift ist, konnte ich mir nie vorstellen, dass das stimmt. Und in der Tat ist dieser Mythos nun eindeutig widerlegt. Ja, Rotwein enthält von Natur aus den gesundheitsförderlichen sekundären Pflanzenstoff Resveratol, weil dieser in Weintrauben vorkommt. Aber die Studien damit beruhten auf Tierversuchen. Und die gesundheitsförderliche Wirkung des Resveratols wird durch die schädliche Wirkung des Alkohols zunichte gemacht. Um von den gesundheitlichen Vorzügen des Resveratols zu profitieren, müssen wir keinen Rotwein trinken, sondern können ebenso gut Traubensaft trinken oder einfach Weintrauben essen. Auch andere Lebensmittel, wie Soja, Kakao oder Erdnüsse sind reich an Resveratol und diese sind allesamt äußerst gesund.

Fazit

Wie du siehst, sind die Auswirkungen von Alkohol nicht zu unterschätzen. Wenn du bisher keinen Alkohol trinkst, dann bleibst du am besten dabei und fängst gar nicht erst damit an.

Wenn du erwachsen und nicht schwanger bist, dann liegt die Verantwortung bei dir. Du entscheidest selbst, welches Risiko du eingehen möchtest. Sofern du nicht vollständig auf alkoholische Getränke verzichten willst, kannst du dich an den DGE-Empfehlungen orientieren und eine enstprechende Menge wählen, die laut DGE mit nur einem geringen Gesundheitsrisiko einhergeht. Beachte dabei, dass jedes Glas mehr dein Risiko für Krankheiten und Unfälle erhöht.

Wenn du schwanger bist oder stillst, dann ist Alkohol absolut tabu! Das gilt ebenso für Kinder und Jugendliche.

Solltest du merken, dass du zu viel Alkohol trinkst, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, damit aufzuhören. Scheue dich auch nicht davor, professionelle Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle in Anspruch zu nehmen oder deinen Hausarzt bzw. deine Hausärztin um Rat zu fragen.

Quellen

Deutsches Krebsforschungszentrum (dfzf) 2022: Alkoholatlas Deutschland 2022. https://www.dkfz.de/de/nationale-krebspraeventionswoche-2022/alkoholatlas-2022.html

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2024: Presseinformation Am besten null Promille – neues DGE-Positionspapier zu Alkohol. https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/dge-positionspapier-zu-alkohol/

Richter M, Tauer J, Conrad J, Heil E, Kroke A, Virmani K, Watzl B on behalf of the German Nutrition Society (DGE): Alcohol consumption in Germany, health and social consequences and derivation of recommendations for action – Position statement of the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau 2024; 71(10): online first + eSupplement https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/alkohol

World Health Organization (WHO) 2024: Alcohol. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/alcohol

https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/null-alkohol-in-der-schwangerschaft/

https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholverzicht/alkohol-in-der-schwangerschaft/fas

Titelbild: Foto von Patrick Fore auf Unsplash

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